Forstökonomische Tagung beleuchtet Holzmärkte im Umbruch

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LFBÖ/Fordaq
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Bei der erstmals als Webinar von den Land&Forst Betrieben Österreich (LFBÖ) veranstalteten Forstökonomischen Tagung diskutierten Referenten und Publikum verschiedene Holzmärkte im Umbruch. LFBÖ-Präsident Felix Montecuccoli hielt die Forstbetriebe zum Umdenken an: „Ökonomische Nachhaltigkeit kann unter den bestehenden Marktbedingungen und Kalamitäten nicht mehr durch Holzproduktion alleine aufrechterhalten werden. Wir müssen alle Ressourcen, Rechte und Kompetenzen unternehmerisch nutzen. Verwaltungskosten können durch neue überbetriebliche Organisationsmodelle reduziert werden, Produktionskosten durch neue waldbauliche Konzepte und für zusätzliche Erträge ist Phantasie und Innovation gefragt. Jetzt müssen rasch die richtigen Weichen gestellt werden, um die Krise durchzuhalten. Wer durchhält und seinen Wald weiter pflegt, wird in naher Zukunft von gesteigerter Nachfrage nach Holz und Holzprodukten profitieren können.“ Wie das gelingen kann, dazu wagten die Geländenen Experten eine Einschätzung.

„Von der Erwerbswirtschaft zur Liebhaberei?“ Dieser Frage ging Universitätsprofessor Walter Sekot (BOKU) in seinem Vortrag nach. Er erläuterte anhand des Forstberichtes die wirtschaftliche Lage der Betriebe und kam zu der Erkenntnis: „Es kann immer noch schlimmer kommen, als man vorher gedacht hat. Der Klimawandel und die damit zusammenhängenden Kalamitäten werden zentrale Herausforderungen bleiben. ‚Muddling-through‘ – also das ‚Sich-Durchwurschteln‘ – funktioniert in Forstbetrieben vergleichsweise sogar sehr lang, hat aber seine Grenzen.“ Als Perspektiven für die Zukunft schlug er u.a. vor, das Holzmarketing dauerhaft zu verbessern, Kosten dauerhaft zu senken, Nebeneinkünfte nachhaltig zu steigern und Nebenbetriebe auf nachhaltige Gewinnträger zu beschränken. Er stellte aber gleichzeitig in Frage, wie viel Potential hier tatsächlich vorhanden sei.

„Neben dem bewährten ‚muddling through‘ gibt es drei Basisoptionen für Waldeigentümer: 1. Ignorieren, wenn man es sich auch langfristig leisten kann. 2. Liquidieren, bevor früher oder später vielleicht auch die Grundstückspreise unter Druck geraten und die Liquidation einen Einmal-Effekt bei den Einnahmen ist und natürlich steuerliche Folgewirkungen nach sich zieht oder 3. Investieren in eine besonders ungewisse Zukunft der Waldwirtschaft“, erläuterte Sekot die strategischen Weichenstellungen. Zu guter Letzt brachte er noch neue Ideen wie zum Beispiel Fundraising (Waldsponsoring, Waldpatenschaften oder Crowdfunding) ein. Er relativierte aber auch, dass dies im Erfolgsfall zwar den finanziellen Stress senken, aber gleichzeitig zusätzliche neue Stressfaktoren aufbauen würde.

Experten aus Deutschland, Tschechien und Österreich analysierten die Holzbilanzen in den jeweiligen Ländern. Den Beginn machte Lukas Freise, Arbeitsgemeinschaft Rohholz (AGR) zur Holzmarktsituation in Deutschland. Er gab einen Überblick über die Erzeugerpreise von Rundholz, über die Nadelschnittholzproduktion bis hin zur Außenhandelsbilanz von Holz und Holzprodukten. „Laubschnittholzprodukte und andere Holzprodukte verzeichnen zum Teil deutliche Rückgänge analog zur Corona Weltwirtschaftskrise. Niedrige Nadelrundholzpreise sind die Grundlage für den Export von Nadelschnittholz aus Deutschland in die USA, während der Export nach Europa deutlich rückläufig ist. China stellt nach wie vor ein Ventil für Rundholzexporte dar und die Baukonjunktur bildet national wie international einen Gegenpol zu Umsatzrückgängen,“ fasste Lukas Freise seine Ausführungen zusammen.

Sein Ausblick für die Zukunft fiel nicht sehr positiv aus: Klimawandel und Kalamitäten machen vor allem den Fichtenwäldern stark zu schaffen. In den letzten 2,5 Jahren ist in Deutschland der Fichtenbestand massiv abgebaut worden und dieser Bestand wird in Zukunft am Markt fehlen. Regional gebe es natürlich Unterschiede aber grundsätzlich wird diese schwierige Situation die Forstwirtschaft noch viele Jahre beschäftigen. Freise ist überzeugt, dass die Veränderungen der Holzwirtschaft sehr stark von der Weltkonjunktur abhängen. Der allgemeine Abwärtstrend wird sich aller Voraussicht nach noch bis Ende des Jahres fortsetzen. Die positiven Signale für einen Wiederaufschwung der Wirtschaft sind leider wieder getrübt worden.

Über den tschechischen Holzmarkt in Zeiten von Klima- und Coronakrise referierte Martin Fojt vom tschechischen Verband der Forstbetriebe SVOL CZ. Er resümierte: „Der Holzeinschlag in Tschechien ist von 2011 bis 2019 – vorrangig verursacht durch den Borkenkäfer – sehr stark gestiegen und hat sich nahezu verdoppelt. Für 2020 prognostizieren wir einen Einschlag von ca. 33 Mio. fm (Normaljahr 16 Mio. fm), davon 95% Schadholz. Es ist also keine geplante Holznutzung mehr möglich. Bedingt durch diesen hohen Einschlag wurden 2019 mehr als 16 Mio. fm großteils nach Deutschland und Österreich exportiert, weil in Tschechien die Verarbeitungskapazitäten der Sägeindustrie nur bei 12 Mio. fm liegen. Mit diesem Überangebot verbunden ist natürlich auch ein Preisverfall bei Nadelholzsortimenten – seit 2017 um 35%.“

Fojt beschrieb in seinem Vortrag auch das Unterstützungsprogramm der tschechischen Regierung für private Waldbesitzer. Eine erste Auszahlung von 105 Mio. €, periodenbezogene Fixsätze je Festmeter Schadholz, wurde von Dezember 2019 bis Juni 2020 bereits realisiert. Eine zweite Auszahlung ist ab November 2020 mit 10,97 €/fm für Schadholz geplant. Ohne diese Unterstützung würden viele Forstbetriebe nicht mehr existieren. Auch er betonte, dass ein Waldumbau stattfindet und machte darauf aufmerksam, dass diese beschleunigte Veränderung im Wald auch großen Einfluss auf die Artenzusammensetzung der Wälder und auf die Ökonomie der Forstwirtschaft haben wird. Abschließend stellte er die Frage in den Raum: „Können Forstbetriebe ohne Fichte überleben?“

Dem Holzmarkt in Österreich widmete sich Kasimir Nemestothy (LKÖ). Er gab einen Überblick über das Gesamtbild der Holzströme in Österreich, beginnend von der Holzeinschlagsmeldung über Importe und Exporte bis hin zur Verarbeitung von Holz in diversen Produktionsstufen. Seit der ersten verfügbaren österreichischen Waldinventur 1960/1970 konnte der Holzvorrat in Österreich um 50% erhöht werden.

Vor allem ging Nemestothy auf die Veränderung der Energieholzverfügbarkeit in der Zukunft ein und erläuterte: „Es wird zu einem höheren Anteil an Energieholz kommen. Dies hat mehrere Ursachen: Mehr Schadereignisse durch die Klimakrise, weniger Fichten- und mehr Laubholz sowie die Intensivierung der Waldbau- und Pflegemaßnahmen zur Erhöhung der Resilienz und zur Risikominimierung. Gleichzeitig kommt es aufgrund sinkender Heizgradtagessummen, einer Intensivierung der Gebäudesanierung und der Erneuerung des Kesselbestandes zu einem reduzierteren Holzeinsatz in bestehenden und erneuerten Holzheizungen, Nahwärmeanlagen und KWK Anlagen. Somit bleibt auf Seiten der Forstwirtschaft zu hoffen, dass es neue Möglichkeiten der energetischen Nutzung geben wird – so zum Beispiel Biotreibstoffe, Holzgas etc.“

Zum Thema Zukunft brachte Alexander Petutschnigg den Webinar-Teilnehmern die Innovationen und Forschungsfortschritte des Holztechnikums Kuchl näher. Neben Brettschicht- und -sperrholz, die sich ungebremster Beliebtheit erfreuen, widmet man sich auch anderen "Bestandteilen des Holzes: Rinde, Inhaltsstoffe, Extraktstoffe, Gewebestrukturen etc. Daraus entstehen preisgekrönte Forschungsprojekte und Innovationen, wie zum Beispiel die Entwicklung von Dämmmaterialien ähnlich wie Styropor, Tanninschäume als Basis für Dünger oder Absorber oder auch ein 3D-Druck aus Holz.“ All das sei eine solide Basis für die künftige Holzverwendung.

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